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Kategorie: Nachrichten
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Die Husumer also erneut zu Gast bei uns, eine angenehme Truppe - am Brett natürlich nicht unbedingt. In der letzten Saison hatten sie uns beim 4:4 (welches sogar für uns etwas glücklich war) den letztmöglichen Gedanken an einen Aufstieg ausgetrieben. Die Vorzeichen in dieser Saison sind hingegen völlig anders. Mit dem Aufstieg werden wir nichts zu tun haben, wenn nicht ein Wunder geschieht. Und das bedeutet bei der Ausgeglichenheit der Liga sogleich die Notwendigkeit, sich mit dem Thema Abstieg vertraut zu machen. Neben Flensburg II (die auch nicht zwingend absteigen müssen) sind mehr als die Hälfte der Mannschaften näherungsweise ähnlich stark, und dann wird klar, dass eine von denen sich unter den beiden Letzten der Tabelle einfinden wird.

Also muss man gleich punkten, und mit voller Truppe antreten. Recht früh kamen aber Absagen von Cliff und Andreas, so dass ich von Platz 9 vorrückte auf 7, und noch Alex Litau eingesetzt werden musste. Zum Wochenende hin fing ich mir einen Infekt ein, der gegen Samstag mittag in etwas heftigeren Krankheitsbildern kulminierte. Meine Absicht, Sören abzusagen, lief in den Konter 'Hauke hat abgesagt, Kalle spielt'. Also ohne drei... ich entschied dann, mich durchzukämpfen und irgendwie ans Brett zu begeben.

Pünktlich waren die Teams am Sonntag startbereit, Husum mit gewissen, aber nicht klaren DWZ-Vorteilen. Unser Neuer Matthias Braun war bester Dinge, macht allgemein einen guten Eindruck. Ich schätze ihn als sehr guten Neuzugang ein... man darf gespannt sein. An dieser Stelle ein sehr herzliches Willkommen bei uns. Wir wünschen dir viel Spaß und Erfolg in unserer Mitte.

Frank spielte mit schwarz gegen Dr. Ohst, der in der letzten Saison bei uns einen sehr starken Eindruck machte. Frank hatte sich anscheinend vorbereitet, zog sehr schnell, nahm einen Isolani in Kauf bei aktiver Figurenstellung. Dynamisches Gleichgewicht, würde ich sagen. Sören gegen Birger Boyens, der häufig durch klassisch aktives Schach auffällt. Früh war das sehr provokant, ein Springer ging auf Läuferjagd, aber... der detonierte auf f7, und danach fiel ein weiterer Bauer, auch mit Schach. Hui, das Brett in Flammen deutlich vor dem zehnten Zug.

Matthias mit schwarz gegen Thomas Lehr, gegen den er nach eigener Aussage noch nie gewonnen hatte, und der auch gleich aufmarschierte. Ein riesiger Bauernpulk bewegte sich auf Matthias zu, der aber ganz ruhig blieb und die Partie in soliden positionellen Bahnen hielt. Recht ruhig ging es auch bei Sven gegen Tomas Renken zu, es war ein Kampf und Ringen um kleinste positionelle Vorteile, wobei sich aber niemand kompromittierte. Sven mag einen ganz kleinen Vorteil gehabt haben, aber sein Gegner stand super solide.

In der hinteren Hälfte hatten wir etwa 75 DWZ-Punkte pro Brett weniger, das ist schon einiges. Jochen spielte mit schwarz gegen Stefan Hecker, stand anfangs gut, fand ich. Auch hier war es recht ruhig, auf der c-Linie würden sich früher oder später alle Schwerfiguren abtauschen, das war klar. Ich spielte gegen den Altmeister Klaus Seeck. Ich empfand das schon als gewisse Ehre, habe auch immer gern seine Kolumne im shz-Journal gelesen, bis diese zugunsten von Sudoku und ähnlichem Schnickschnack  gestrichen wurde. Theoriestellung nach einigen Zügen. Ich stand sauber und hatte eine gute Struktur, mein Gegner hatte etwas mehr Raum und potentiell Angriffschancen. Im Lot, das Ganze.

Alexej spielt mit schwarz gegen Alexander Walther, gegen den ich mich u.a. vorbereitet hatte. Recht schnell kam Alex in Entwicklungsrückstand, tauschte dann aber die Damen, was einen sofortigen knockout unwahrscheinlich werden ließ. Im folgenden manövrierte Alex ganz geschickt und neutralisierte mehr und mehr den weißen Vorteil (wenn der denn je da war). Kalle griff scharf an gegen Uwe Jacobsen. Auffälligstes Merkmal war wohl ein weißer Läufer, der sich ich in der schwarzen Rochadestellung eingenistet hatte und im Falle eines Abtauschs die weiße Dame dort hätte eindringen lassen. Kalles Gegner blieb aber ruhig und ging im Zentrum vor. Auch hier war das in etwa ausgeglichen.

Mit meinem Wohlbefinden, so es denn überhaupt vorhanden war, ging es bergab. In ausgeglichener Stellung bot ich remis an, der Altmeister lehnte ab. Mittlerweile hatte Jochen einen Bauern für nichts verloren, die Schwerfiguren waren allesamt abgetauscht, irgendwie stand auch Alex kritisch, und Kalle kam nicht vorwärts.

Am Spitzenbrett wurde remis vereinbart. Ich sah noch, dass sich auch weiß einen Isolani eingefangen hatte, und da sich die beiderseitigen Schwächen in etwa ausglichen, war das remis ein logisches Ergebnis. Auch an Svens Brett kam es zum remis. Man erzählte etwas von Zugwiederholung; auch hier ein plausibles Ergebnis. 1:1

Der Zwischenstand war nun nicht gut, und mir schwante, dass ich meine Partie gewinnen müsste. Sauber spielen und positionell Druck machen, war die Devise, denn scharf rechnen war mir nicht möglich. Und tatsächlich kippte die Partie langsam in meine Richtung. Dass mein Gegner sich mit passiven Zügen verteidigen musste, passte mir ausgesprochen gut in dem Kram, und nach dem Damentausch begann ich mich auf dem Brett wohl zu fühlen.

Matthias gewann seine Partie. Viel habe ich nicht mehr gesehen, aber er hatte wohl in aller Ruhe die vorgerückten Bauern als Schwäche markiert, und dann im Endspiel gewonnen. Das war extrem wichtig für das Teamergebnis. 2:1

Leider verlor Kalle durch Zeitüberschreitung. Wie das kam, war nicht ganz klar, aber in der Schlussstellung hatte sein Gegner schon deutlich Oberwasser. 2:2

Ich schaffte die Zeitkontrolle, und auch mein Gegner hatte sein Zeitkontingent fast vollständig aufgebraucht. Mein Druck wurde so stark, dass er sich zu einem Opfer einer Figur gegen zwei Bauern gezwungen sah. Ich hatte ähnliches geahnt, aber ein anderes Opfer wäre da wohl besser gewesen. Denn in der Partie behielt ich einen Freibauern im Zentrum, und musste nur aufpassen, dass die beiden Freibauern nicht ins Laufen kamen. Mein Läufer konnte aber beide zähmen, und der Altmeister gab kurz nach der Zeitkontrolle auf. 3:2

Alle drei restlichen Bretter standen so, dass keine Verlustgefahr vorhanden schien. Jochen hatte seinen Gegner ausgespielt, und kam mit einem Abzug in Vorteil, der sich dann aber ins remis verflüchtigte, Alex hatte sehr gut manövriert, war ebenfalls in Vorteil in einem Endspiel mit gleichem Material, und bekam das remis, und an Sörens Brett kam die früh hergestellte Materialverteilung bis eins Endspiel: vorgerückte vom König gedeckte Bauern auf e und f plus h-Bauer gegen Springer und h-Bauer. Sören ließ sich nicht verleiten, einen der Bauern vorzuziehen, und so war der Friedenschluss vorgezeichnet. 4,5 : 3,5

Ich denke, dass der Mannschaftssieg durchaus verdient war. Hervorzuheben sicher das Spiel von Matthias, aber auch das zähe Umbiegen der Stellungen bei Jochen und Alex, der mehr und mehr an Spielstärke gewinnt.

Ganz zweifellos war das ein big point für uns. Mit so viel Ersatz einen direkten Konkurrenten bezwungen... sehr starke Mannschaftsleistung. Die nächsten Aufgaben warten bereits.

Egbert Hengst