An der Schlei trafen die beiden Mannschaften aufeinander, die wohl bisher am meisten positiv überrascht haben: der Gastgeber Schleswig und wir. Und so war die Atmosphäre entspannt. Diesmal passte auch die Temperatur; eher war es zu warm. ;-) Beim Gastgeber fehlt lediglich ein Spieler aus der Stamm-Acht, bei uns deren drei. Dennoch waren wir von den DWZ her Favorit. Vorsicht war auf jeden Fall geboten; die bisherigen Ergebnisse zeigten sehr deutlich, dass unser Gegner besser war als es die Zahlen hergaben.
Jens spielte mit weiß gegen Matthes Bendixen. Ich hatte diese Eröffnungsvariante schon einmal gesehen;
mit dem Verstehen ist es dann schon schwieriger. Beide wussten aber, was zu tun war. Ich hatte schwarz gegen Andreas Hansen, der früh einen Bauern gab, ohne dafür echte Kompensation zu haben. Allerdings gab es das Läuferpaar und entgegengesetzte Rochaden, so dass zumindest Würze vorhanden war.
Sören fand sich gegen Fridolin Hansen bald in einer recht geschlossenen Stellung wieder. Weiß hatte etwas mehr Raum, aber Vorteil sah ich da nicht. Jashe spielte mit schwarz gegen Marek Rogowski, glich den Anzugsvorteil rasch aus und kam in die Vorwärtsbewegung. Weiß sah sich gezwungen, Raum im Zentrum abzugeben und dem Schwarzen zu gestatten, Druck auszuüben.
Sven sah sich gegen Peter Riha einem Gambit gegenüber, lehnte dies ab und ergriff selbst das Zentrum. Bald erreichte er mit einem aktiven Damenzug eine bedeutende Schwächung der gegnerischen Königsstellung. Jochen spielte ruhig und nachhaltig gegen Stefan Lindemann, der früh mit einem Bauernvormarsch Würze in die Stellung brachte. Jochen reagierte gut und ließ seinen Gegner mit einem schwachen Randbauern zurück; Gegenspiel war allerdings in Form einer sehr aktiven Dame vorhanden.
Sascha spielt mit weiß gegen Lovis Neo Karlinder, der früh zeigte, dass er Feinheiten der gespielten Eröffnung beherrschte. Da war von Anfang an viel Gutes, auch wenn ich diesen einen Läufer nicht getauscht hätte. Das war weitestgehend ausgeglichen, aber keineswegs langweilig. Horst gelang es gegen Jasper Heil nach ausgeglichenem Beginn nicht rechtzeitig, seinen König aus dem Zentrum heraus zu manövrieren und musste auf die Rochade verzichten.
Nach meiner Einschätzung lagen wir knapp vorn: bei Jashe und Sven sah ich Vorteile, nur Horst stand etwas schlechter.
An meinem Brett wogte es hin und her, wobei ich zumeist besser stand. Mein Gegner fand allerdings häufig gute Züge, teilweise den einzig richtigen in komplizierter Stellung. Dabei schmolz allerdings seine Zeit erheblich. An den beiden Brettern neben mir waren die Stellungen von Jens und Sören fast komplett ausgeglichen. Kurz nacheinander gab es dort Unentschieden zu vermelden.
Mittlerweile brannte es an meinem Brett und mein Gegner hatte sehr gefährliches Spiel. Ich hatte ihm gestattet, meinen König fast völlig zu entblößen, was keine gute Idee war. Mein Gegenspiel war allerdings auch stark und ließ uns beide die Stellung als völlig unklar einschätzen. Mein remis-Angebot wurde nach langem Nachdenken angenommen: ein klarer Gewinnweg war nicht erkennbar, und dann sind drei Minuten für fast 20 Züge in sehr komplizierter Stellung einfach zu wenig. Mittlerweile hatte Sven seinen Gegner überspielt und diesen zur (zu dem Zeitpunkt nicht nötigen) Aufgabe veranlasst. 2,5:1,5 aus unserer Sicht.
Horst fand mit seinem König kein sicheres Plätzchen mehr, der Gegenspieler drückte seine Überlegenheit durch. Dafür kam Jashe auch unter Figurenopfer dem gegnerischen König immer näher. Mit hübschen Wendungen wurden immer neue Probleme gestellt, die nicht mehr adäquat gelöst werden konnten. Am Ende ließ sich sein Gegner matt setzen. 3,5:2,5
Jochen hatte beim Manövrieren das bessere Ende zu fassen bekommen. Eine Mehrfigur war das Ergebnis, welches sich im Turmendspiel immer deutlicher verdichtete, bis sein Gegner die Segel strich. Fast zeitgleich wurde Sascha überspielt. Sein Gegner hatte ordentlich Druck gemacht und zwei Bauern erobert. Sascha schnappte sich den einen zurück, verschluckte sich dann aber am zweiten und wurde matt gesetzt: das war stark gespielt von seinem Gegner. 4,5:3,5
Das war ein ordentlicher Auftritt von uns. Ein knapper Sieg gegen einen starken Gegner ist eine erfreuliche Sache. Wir fuhren gut gelaunt gen Heimat und freuen uns auf die weiteren Begegnungen. Tatsächlich ist Platz eins immer noch in Reichweite für uns; könnte sein, dass die Entscheidung im direkten Aufeinandertreffen am letzten Spieltag in Leck fällt. Zu verlieren haben wir da gar nichts. Vorher treffen wir auf den alten Rivalen aus Hademarschen. Auch da darf man gespannt sein.