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Kategorie: Nachrichten
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Zwei Mannschaften, die die bisherige Saison als erfolgreich (Wrist) bzw. sehr erfolgreich (wir) einstufen konnten: keine Abstiegsgefahr, wenig (bislang) Ambitionen aufzusteigen

… sowas gerät dann meist zu entspanntem Spiel. Unser Gegner hatte vier Ausfälle zu verkraften, einer musste aufgrund kurzfristig aufgetretener gesundheitlicher Probleme passen… da waren die Vorzeichen klar. Andreas hatte früh Feierabend: ein kampfloser Punkt um 10 Uhr, sofort vom gegnerischen Mannschaftsführer im Spielberichtsbogen eingetragen. Auch hier ein kleines Dankeschön für die Fairness, nicht eine Stunde warten zu müssen.

Am Spitzenbrett traf Jens auf seinen früheren Mannschaftskameraden Sören Koop. Beide scherzten ein wenig in der Richtung, dass sie immer nur gegeneinander geblitzt hätten. Was dann da auf dem Brett zu sehen war, sah aber durchaus ordentlich aus. Viel Theorie… weiß hatte etwas mehr Raum, schwarz den strukturell besseren Läufer. Es gab genau eine offene Linie, auf der und um die herum sich viel konzentrierte.

Ich hatte ebenfalls schwarz und spielte gegen Stephan Kondziella. Wir hatten noch nie das Vergnügen. Ich war nicht im mindesten vorbereitet, so dass man früh am Brett Entscheidungen treffen musste, ohne einen Autopilot einschalten zu können. Ich entschied mich für eine Variante, die ich in den 80ern im Repertoire hatte. Hätte ich gewusst, dass mein Gegner dies selbst regelmäßig spielt, hätte ich das unterlassen. Sören spielte gegen Börge Koop einen Aufbau, den ich bei ihm noch nicht gesehen hatte. Allerdings gefiel mir die Idee: dem Gegner einen Doppelbauer verpassen, dafür das Läuferpaar hergeben.

Jashe hatte es als schwarzer mit Andreas Thomas zu tun: wilde Gambits sind dessen Stärke, und in dieser Saison war seine Bilanz mit 4 aus 4 ausgezeichnet. Auch hier gab es ein frühes Bauernopfer, das Jashe allerdings durch Rückgabe des Mehrbauern ablehnte. Dennoch hatte weiß hier gute Chancen: mehr Raum und ordentliche Entwicklung ließen mich das als leicht vorteilhaft für Andreas einschätzen. Sven hatte gegen Clemens Fock eine symmetrische Stellung und hob diese durch einen Tausch eines Springers auf.

Hauke hatte schwarz gegen Birte Möller, die sich ordentlich aufbaute. Hauke ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und setzte ebenfalls auf ordentliche Struktur und Entwicklung. Etwas mehr Luft für weiß, eine schöne halboffene Linie bei schwarz: viel Raum für eine schöne Partie. Schon beim ersten Rundgang brannte bei Jörn gegen Nicole Scheck das Brett: leicht chaotische Stellung teilweise mit Bauern, die scheinbar umeinander herumgelaufen waren. Bald kam Jörn in Vorteil, indem er den gegnerischen König aus seinem Ruheplatz im Zentrum vertrieb.

An Jens Brett geschah nicht viel, was die Stellung aus dem Gleichgewicht brachte. Allerdings war dann doch Aufmerksamkeit vonnöten, als Sören plötzlich einige Figuren in Richtung von Jens König lenkte. Hinzu kam, dass weiß auf der offenen Linie zuerst wichtige Felder besetzte. Ich fühlte mich nicht recht wohl, und die Engines gaben mir später recht. Zum Glück gab es nichts Greifbares für meinen Gegner, und seine Zeit schwand etwas dahin beim Versuch, doch etwas Konkretes zu finden.

Sören hatte mittlerweile einen Bauern erobert, genauer gesagt: Börge hatte ihn gegeben. Preis: Sörens König musste im Zentrum bleiben, stand dort allerdings ziemlich sicher. Ich sah hier spürbaren Vorteil für Sören – offene b-Linie gegen den lang rochierten schwarzen König ohne rechtes Gegenspiel. Das war schon eine Menge, vielleicht entscheidend. Jashe musste indes nach einem arg frechen Tausch seines Fianchetto-Läufers alles aufbieten, um nicht eine rasche Niederlage zu erleiden. Muss man da eine Qualität geben? Jashe: nö, ich will nicht.

Sven hatte eine Weile auf der halboffenen Linie gegen seinen Gegner herumgetrommelt, kam aber nicht wirklich in Vorteil. Im Gegenteil kam sein Gegner zu gutem Spiel, als auch Sven einen rückständigen Bauern erhielt. Hauke hatte einen Bauern gewonnen und löschte weißes Gegenspiel gut ab: bald wurden die Damen getauscht. Ergebnis war ein Endspiel, welches wohl schon gewonnen war. Jörns Gegnerin hatte sich gut gewehrt und einige sehr gute Züge gefunden. Da trat ein Turm sehr aktiv ins Rampenlicht, dann erzwang sie Damentausch, und plötzlich war die Stellung nahezu ausgeglichen. Kurz darauf eroberte Jörn im Endspiel mit Turm plus jeweils einer Leichtfigur einen Bauern.

Sören (unser) löschte alles ab, was an Gegenspiel zu erwarten war und präsentierte seinem Gegner eine Gabel, die das sofortige Ende bedeutete. Jens hielt alles zusammen und ließ Sören (den anderen) nirgends weiter vordringen, was in einen Friedensschluss mündete. 2,5 : 0,5.

Ich kam an meinem Brett zum Ausgleich nach einem etwas luschigen Damenzug meines Gegners, ohne allerdings die Stellung spürbar kippen zu können. Nachdem ich keine wirklich entscheidenden Angriffszüge fand und mein Gegner auch gute Züge fand, bot ich remis an, welches angenommen wurde: wir kamen so faktisch der Ziellinie näher. Stephan meinte, wir hätten bereits gewonnen (praktisch gesehen war das richtig). 3:1

An Brett acht gewann nun Jörn, da seine Gegnerin fälschlicherweise den Turm tauschte, auch noch einen Bauern verlor. Jörns Springer eroberte noch einen Bauern und nach dessen Tausch gegen den Läufer liefen drei Bauern gen gegnerischer Grundreihe. Dennoch: da waren sehr gute Züge auf der schwarzen Seite. Respekt. 4:1

Auch Hauke gewann seine Partie, indem er im Turmendspiel den letzten Turm zum Tausch zwang und dann mit zwei verbundenen Frei- und Mehrbauern verblieb. 5:1

Jashe überlebte ohne Materialverlust die gegnerischen Attacken und kam zum Ausgleich in einem sehr komplizierten Endspiel mit jeweils zwei Türmen und ungleichfarbigen Läufern. Hier löste sich die Spannung in Wohlgefallen auf und führte zum remis. Auch an Svens Brett kam es zu diesem Ergebnis, nachdem sein Gegner teilweise einen Bauern mehr hatte, diesen aber nicht verwerten konnte. Dennoch auch hier Respekt an Svens Gegner, der lange sehr gute Züge gefunden hatte. 6:2

Das war ein recht entspannter Sonntag für die meisten Beteiligten. Schon früh waren die Chancen deutlich auf unserer Seite. Die Atmosphäre war insgesamt sehr freundlich. Uns bringt dieses Ergebnis tatsächlich auf Platz zwei, nur um einen halben Brettpunkt vom Tabellenführer Leck getrennt. Dass Eckernförde nun gegen Hademarschen verlor, nachdem man nach der Auftaktniederlage gegen uns alle Wettkämpfe mit 6:2 bis hin zu 8:0 gewonnen hatte, kommt einer Sensation gleich. Und wieder einmal sieht man: es muss erst gespielt werden. Absteigen können wir nun nicht mehr, der nächste Wettkampf führt uns Anfang März nach Schleswig, die ebenfalls zu den positiven Überraschungen in der Liga zählen. Ich freue mich schon jetzt auf diese Begegnung.

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