Nun war es soweit, was sich seit Wochen angedeutet hatte: Punktgleich landeten wir mit Quickborn auf den ersten beiden Plätzen.
Wir hatten mehr Brettpunkte, die Eulenstädter den direkten Vergleich gewonnen. Zunächst spielten wir bei uns, in den Räumen der Dietrich-Bonhoeffer-Kirchengemeide. Ist ganz nett da, fanden auch unsere Gäste. Bei beiden Mannschaften fehlt ein Spitzenbrett: bei uns Andreas, bei Quickborn Jochen Henne. Beide spielen Bridge, auch noch im selben Verein. Wir waren nominell in Bestbesetzung, unsere Gäste im Prinzip auch, wenn man davon ausgeht, dass der junge Mann mit dem trefflichen Vornamen Conan viele hundert Punkte stärker ist als es seine jetzige DWZ aussagt.
Ich traf mit schwarz auf Dieter Kakoschke und wählte eine seltene Variante, die mir in den 80ern schon über den Weg gelaufen war. Dieter fand sich gut zurecht und machte plausible Züge. Recht früh opferte ich eine Qualität gegen Bauer plus Struktur, was die Engines als okay und ausgeglichen bewerten. Sören spielte gegen Winfried Hadlich und stand etwas angenehmer, fand ich.
Jochen spielte mit schwarz gegen Ruslan Runde. Hier schien das recht ruhig zu sein. Jochen hatte keine Schwierigkeiten in einer fast symmetrischen Stellung. Sascha traf auf Rainer Pape und hatte nach meinem Empfinden etwas mehr vom Spiel. Da lugte ein Läufer an den Rand der gegnerischen Rochadestellung, Dame, Springer und der andere Läufer kamen derselben ebenfalls gefährlich nahe.
Jörn hatte gegen Marek Möller die etwas schlechtere Seite des Bretts erwischt. Da stand ein Springer schlecht und wollte zuerst nicht, konnte dann nicht mehr wegziehen. Henrik versaute Harald Mohr sehr früh die Rochade. Aber ohne Damen und mit guten Schlupflöchern für die schwarze Majestät war kein Vorteil erkennbar.
Horst hatte es mit den schwarzen Steinen mit Gerhard Ihlenfeldt zu tun. Ich kann mich an kein einziges Bild erinnern, und bald endete die Partie unentschieden. Jashe spielte mit weiß gegen Conan Sasse. Hier war man besonders gespannt, trafen doch zwei außergewöhnliche Talente aufeinander.
Insgesamt schien das recht ausgeglichen zu sein. Allerdings neigte sich die Waage bald zu Gunsten der Quickborner. Conan ruinierte die Bauernstellung Jashes, der die entstandenen Schwächen nicht mehr zusammenhalten konnte. Henrik erreichte ein Remis – mehr war mit einem doch eher schlechten Läufer gegen den agilen schwarzen Springer nicht drin. Jörn hatte es irgendwie geschafft, seine Stellung zu befreien und schaffte ebenfalls ein unentschieden. 1,5 : 2,5 (aus Sicht des Gastgebers Itzehoe)
Ich hatte wenig Lust, bei etwa +0,5 in der Stellung für Dieter passiv zu werden, erst recht nicht bei dem Spielstand und brachte ein schon länger in der Luft liegendes Springeropfer. Zehn Züge früher hätte es bei haarsträubenden Verwicklungen gewonnen, allerdings hätte mein Gegner einmal die Chance zu +3 gehabt, einmal zu +4. Die richtige Reaktion auf mein Opfer hätte jetzt bei sehr kompliziertem Spiel +5 eingebracht. Indes stellte mein Gegner einzügig die Dame ein, was nach weiterer zäher und kreativer Gegenwehr zum Sieg für mich führte: einem sehr glücklichen, muss ich zugeben. 2,5 : 2,5
Sören fand das gut und remisierte, in einer Stellung, die (selbst nach einem Bauerneinsteller seinerseits) deutlich vorteilhaft für ihn war. 3 : 3
Jochen stand irgendwann mal besser mit mindestens einem Gewinn der Qualität, Saschas Angriff schlug nicht durch und er kam auf Abwege. Indes fiel dann Jochen einem Spieß zum Opfer, Sascha gewann eine Figur im Endspiel an einer Stelle, an der er sie auch hätte verlieren können. 4 : 4 (Berliner Wertung 21:15). Insgesamt war das eher für uns etwas glücklich, aber auch nicht unverdient.
Das Rückspiel
Also nochmal das Ganze. Diesmal musste die Entscheidung fallen. Bei einem erneuten 4:4 wäre die Berliner Wertung summiert über beide Stichkämpfe entscheidend. Dort lagen wir in Führung, aber kann man auf ein 4:4 spielen?! Beide Mannschaften hatten ihre Spitzenbretter zurück, nachdem die Bridgewoche beendet war. Auch jetzt waren die Aufstellungen in etwa gleich stark.
Andreas mit weiß gegen Dieter, legte gleich los wie die Feuerwehr. Schwarz schlägt einen Springer, Andreas opfert einen weiteren in die schwarze Rochadestellung, um dann einen zweiten Bauern zu gewinnen und anschließend den Läufer zurückzuschlagen. Zwei Bauern + Angriff gegen den in der Mitte feststeckenden König… das sah fein aus. Ich hatte mit schwarz einigen Eröffnungsvorteil (Isolani auf der anderen Seite, Rochade versaut) gegen Jochen Henne, fand dann aber keine Einstellung, verlor Zeit, setzte falsch fort in eine dann sehr ausgeglichene Stellung und bot remis an, welches angenommen wurde.
Sören hatte erneut Raumvorteil gegen Winfried, diesmal eher noch etwas mehr, eigentlich ohne schwarzes Gegenspiel. Jochen hatte mit schwarz gegen Gerd Busse eine symmetrische Bauernstellung, die allerdings an Langeweile-Potential verlor, als die beiden Protagonisten auf verschiedene Seiten rochierten. Jochen schein mir den etwas weniger steinigeren Zugang zum gegnerischen König zu haben, aber klar war die Stellung nicht.
Sascha spielt nachhaltig, aber supersolide gegen Ruslan. Das sah sehr ausgeglichen aus, aber eher hatte Sascha einen winzigen Vorteil. Diesen auszuspielen würde allerdings ein gewisses Risiko bedeuten. Jörn fand sich mit schwarz gegen Helmut Schüler in einer Stellung wieder, die er in ähnlicher Form auch mit der anderen Farbe auf dem Brett hat. Mir schien hier weiß etwas im Vorteil zu sein. So ein Sh8 ist ein guter Verteidiger (und so auch hier), aber irgendwann will der ja auch mal an die frische Luft.
Henrik macht früh Druck gegen Rainer. Figuren entwickeln, das Zentrum besetzen und los. Und bald hatte er Qualität plus Bauer mehr, fast ohne Gegenspiel. Sehr schön… Horst hatte es wie erwartet besonders schwer gegen Conan, der bald Horst beide Springer vor die Nase stellte, ohne dass einer von beiden vertrieben oder geschlagen werden durfte. Püühhh.. da hätte ich auch trocken geschluckt.
Horst verlor dann auch, als er nicht richtig tauschte und eine Qualität verlor. Das Endspiel war hoffnungslos und sah so den jungen Mann als Sieger. Allerdings gewann dann auch Henrik absolut souverän. Das sah nett aus: alles, was auf derselben Diagonale erschien, wurde sofort geschlagen, ohne dass schwarz hätte zurücknehmen können. Bald hatte sein Gegner genug und gab auf. 1,5 : 1,5
Nun hatte allerdings Andreas in der Vorwärtsbewegung einen sehr wichtigen Bauern eingestellt und stand auf Verlust. Ich hätte noch einen Schwindel versucht (ja ja… schon gut), aber seriös betrachtet ging da nichts mehr. Also musste irgendwo ein Lichtlein in Form eines Punkts herkommen.
Der kam dann an Jochens Brett. Irgendwie war sein Angriff ins Stocken geraten und sein Gegner ging vor. Das war dann allerdings zu ungeduldig, so dass Jochen erneut kontern konnte und seinen Gegner vor unlösbare Aufgaben stellte. Nix mehr zu machen… 1,5 : 2,5 (aus Sicht des Gastgebers Quickborn)
Dann strich Andreas die Segel; mittlerweile einen Turm im Rückstand war die Niederlage nicht mehr abzuwenden. Auch Jörn kam mit seinem Gegenangriff etwas zu spät. In einem wüsten Zeitnotduell behielt sein Gegner die Übersicht und setzte matt. 3,5 : 2,5
Mittlerweile hatte sich allerdings Sören eine glasklare Gewinnstellung erarbeitet: Mehrqualität plus ein paar Bauern (2? 3? 4? 5?). Gegenspiel 0. Und Sascha war anscheinend der einzige, der an seinem Brett auf Gewinn spielen konnte. Er wartete und wartete und wartete, bis Sören… quälend lange dauerte es, bis es Sascha reichte, und er remisierte.
Und Sören machte es spannend. An einer Stelle fuhr mir der Schreck in die Glieder, weil ich dachte: das war’s, schwarz hat mindestens Dauerschach. Aber Sören hatte es berechnet und gewann mit einer simplen Fesselung. Sofortige Aufgabe war die Folge. 4:4
Und in Summe hatten wir die bessere Berliner Wertung (ein Sieg an Brett 1 zählt 8 Punkte, einer an Brett 8 einen, bei remis gibt’s jeweils die Hälfte): 39,5 : 32,5 insgesamt.
Man muss sagen, dass Quickborn nicht schlechter war als Itzehoe, auf jeden Fall auch ein würdiger Aufsteiger gewesen wäre und der ‚Sieg‘ dann insgesamt etwas glücklich war. Insofern wünschen wir unserem Gegner eine erfolgreiche Saison in der Bezirksliga mit dem dann folgenden möglichen Aufstieg.
Für uns ist damit vorerst das Kapitel Bezirksliga beendet, und wir dürfen wieder in der Verbandsliga ran. Einfach wird das nicht, aber wir werden unser Bestes gegeben. Besonders erfreulich ist dann auch, dass unsere Zwote ohne Bedenken in die Bezirksliga aufsteigen kann, was wir letzte Saison verworfen hatten, da dann getrennte Kader die Folge gewesen wären. Für unseren Verein war das damit ein sehr wichtiger Aufstieg - wenn man so will: zwei. Auf ein Neues in der nächsten Saison.