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Kategorie: Nachrichten
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Im Vorfeld wurden wir gebeten, das Spiel nach vorn zu verlegen, da an dem angesetzten Spieltag parallel Jungendturniere stattfinden.

Wir hätten das ablehnen können, aber im Sinne sportlicher Fairness haben wir der Verlegung zugestimmt. Bald hatten wir allerdings Gewissheit, dass drei Ausfälle zu beklagen waren, und so wurde immer deutlicher, dass dieser Mannschaftskampf – meines Wissens nach der erste überhaupt gegen Wilstermarsch – eine echte Nagelprobe werden würde. Da unser Gegner auch Quickborn besiegt hatte, waren wir ohnehin gewarnt. Wir hatten zwar einen DWZ-Vorsprung von etwa 150 pro Brett, aber bei vier Jugendlichen auf Wilstermarscher Seite war die tatsächliche Spielstärke sicher viele Punkte höher als die aktuelle DWZ. In Anbetracht dieser Rahmenbedingungen waren wir noch Favorit, keineswegs aber ein klarer. Vorab: herzlichen Dank an Horst, Rolf und Jakob, die – teilweise sehr kurzfristig – eingesprungen waren.

Andreas spielte mit weiß gegen Hannes Trapp, der nicht überraschend aktiv spielte und Bauern am Königsflügel vorpreschen ließ. Andreas blieb ruhig und machte im Zentrum und am Damenflügel Fortschritte. Ich spielte mit schwarz gegen Björn Behrend und brachte eine seltene, aber giftige Nebenvariante aufs Brett. Björn reagierte etwas passiv, aber nicht schlecht. Früh war klar, dass das eine zähe Angelegenheit werden würde.

Sören spielte gegen Christian Axt, der bisher 100% geholt hatte. Hier wurde von beiden Seiten ordentlich manövriert: gute Figurenentwicklung und saubere Bauernstellungen ließen mich die Stellung als ausgeglichen einschätzen. Sascha hatte schwarz gegen Rudi Oblender, einen der starken Jugendlichen auf der Gegenseite. Das war recht schnell scharf. Bald stellte Sascha einzügig eine Figur ein. Zugegeben: ein geschickt vergifteter Bauer hätte nicht geschlagen werden dürfen.

Jörn spielte gegen Simeon Rose und machte rasch Druck im Zentrum, der allerdings zunächst gut abgefedert wurde. An Horsts Brett als schwarzer gegen Julia Marie Junge konnte man kuriose Züge bereits ganz zu Anfang der Partie bewundern. Eine halbwegs brauchbare Abschätzung war mir nicht möglich.

Das war bei Rolf, der gegen Philipp Golke zu spielen hatte, anders. Ein aktiver Zug hier, eine Drohung da… Rolfs Gegner ließ sich nicht erschrecken, griff sich früh einen Bauern und vereitelte dazu die Rochade. Rolf schien das nicht zu stören. Aber Grund für allzu großen Optimismus konnte ich nicht finden. Und Jakob traf auf Jens Bartels, der auch schon für Itzehoe am Brett war. Hier hatte Jakob etwas mehr Raum, aber große Schwächen hatte Jens nicht.

Horst war dabei, eine Figur zu gewinnen, oder habe ich bei der chaotischen Stellung etwas übersehen? Mir schien jedenfalls, dass damit der gravierende Nachteil an Saschas Brett ausgeglichen war. Jörns Gegner ließ sich auf eine Kombination ein, in der er zwei Leichtfiguren für Turm und Bauer gab. Das Endspiel war nach meiner Einschätzung klar besser für Jörn, der mit seinen beiden Leichtfiguren sehr gute Felder fand.

Andreas hatte zu seinem Vorteil eine Linie geöffnet, tauschte den guten Läufer der Gegenseite, eroberte einen wichtigen Bauern und drang mit einem Turm auf die siebte Reihe ein. Das musste gewonnen sein. Ich kam im Endspiel etwas vorwärts, weil die gegnerische Stellung doch etwas anfälliger war als es auf den ersten Blick schien.

Bald gab Sascha auf – sein Gegner gab sich mit der Mehrfigur keine Blöße mehr. An Horsts Brett kam es zu einer Zugwiederholung. Er meinte später, dass er ihr nicht hätte ausweichen können, ohne in große Gefahr zu geraten. 1,5 : 0,5.

Dann stellte auch Sören eine Figur einzügig ein und kämpfte auf verlorenem Posten. Ich hatte dann einen Elfer einschussbereit vor mir liegen und berechnete das völlig falsch: schon war es wieder nahezu ausgeglichen. Zu spät fiel mir Trottel das auf, so dass ich etwas entnervt das dritte Remisangebot Björns annahm. 2 : 1

Andreas hatte zwischenzeitlich fast alles abgetauscht und kam in eine reichlich verschachtelte Stellung, die fast nicht zu knacken war. Aber auch nur fast: es gab einen Freibauern, der einfach losmarschierte und zwei Einbruchsfelder für Andreas Springer. Die beiden schwarzen Figuren (K + L) konnten nicht alles decken, so dass Andreas zu entscheidendem Materialgewinn kam: 2 : 2

Auch Jakob hatte den Druck kontinuierlich erhöht. Sein Gegner konnte dem nicht mehr standhalten und verlor seine Dame. Sören versuchte noch ein paar Tricks, die aber nicht fruchteten. Sein Gegner sackte souverän den Sieg ein. Etwa zeitgleich hatte Rolf seinen Gegner aufs Glatteis geführt und dessen Vorteil mit einem Schlage zunichte gemacht. Die offene Linie im Zentrum machte ein Spiel auf Sieg für schwarz unmöglich: remis. 3,5 : 3,5

Nun hing alles an Jörns Partie. Dort sah es sehr gut aus, Jörn hatte seinen Vorteil kontinuierlich vergrößert und war im Begriff, sich eine neue Dame zu holen, als die Zeit seines Gegners ablief. 3,5 : 4,5

Vom zeitlichen Ablauf her war das sicher glücklich, aber summiert man die einzelnen Partien, ist das Ergebnis ein anderes: zwei geschenkte Punkte von unserer Seite stehen drei Partien gegenüber, in denen sich überlegenes Spiel letztlich durchsetze. Bei den unentschiedenen Partien gab es jeweils einen vergebenen Sieg pro Mannschaft. Der knappe Sieg für uns geht somit sicher in Ordnung – auch wenn es knifflig war und vom Spielverlauf her etwas glücklich.

Aus gegebenem Anlass: die wahre Größe eines Menschen zeigt sich in der Niederlage, nicht im Triumph. [Marcel Roffler]